Das Buch

OSMAN GÜDEN

Vom Lehm in Kurdistan
zum Stein in Deutschland

WARUM EZIDISCHE KURDEN NACH DEUTSCHLAND KAMEN

Nach acht Jahren konnte Osman Güden sein Werk vollenden. 2014 hat er sich mit dem Redakteur Michael Schuck zusammen getan, um sein Herzenswunsch zu erfüllen: Ein Buch, das die Geschichte der Kurden würdigt und die Geschichte der ezidischen Familie Güden. Diese spannende Darstellung einer ezidischen Familie über vier Generationen wird alle die beeindrucken, die mehr über das Ezidentum kennenlernen möchten. Denn in diesem Buch erzählt Osman Güden, sein Autor, ausführlich: von der ezidischen Religion und Kultur; von der Unterdrückung und der Verfolgung in Kurdistan; vom Neuanfang in Deutschland; vom Versuch, die Eziden hier zu sammeln; von den Auseinandersetzungen untereinander. Und das letzte Thema ist, schließlich hier in Deutschland angekommen zu sein, in der anderen Heimat. Der ezidische Kurde Osman Güden ist 1980 aus dem türkischen Teil Kurdistans nach Deutschland – genauer: an den linken Niederrhein – geflohen und hat sich hier eine Existenz als Bauunternehmer aufgebaut. Zugleich hat er sich in der großen ezidischen Gemeinschaft – allein am Niederrhein leben mehr als 5.000 hierher geflüchtete Eziden – engagiert und versucht, die Eziden zu sammeln und ihre Gemeinden in Deutschland zu organisieren und zu stärken. Das Buch bietet ein spannendes, auf jeden Fall interessantes Kaleidoskop von Informationen über Kurden, über die Religion der Eziden und speziell über die Geschichte einer kurdischen Familie in Zeiten der Vertreibung und der Flucht. Ein Buch über das Phänomen unserer Zeit: Flucht und Rettung am Beispiel der ezidischen Kurden.

Vertreibung

Das Buch nimmt sich differenziert eines der größten Probleme unserer Zeit an: Der Vertreibung von Menschen. In diesem Fall der Eziden.

Auf der ganzen Welt sehen sich Menschen gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Sie werden z.B. auf Grund ihrer Religion verfolgt oder doch benachteiligt, bedroht, gemobbt und manchmal mit direkter Gewalt angegangen. Sie werden politisch kaltgestellt. Schließlich sehen sie keine Lebensgrundlage mehr für sich, keine Perspektive in ihrer Heimat. Sie verlassen das Land, in dem sie geboren wurden und in dem ihre Familien schon seit Generationen lebten. Vertreibung geschieht also sehr vielfältig.
In den Ländern, in denen sie ankommen, werden sie nicht immer willkommen geheißen. Sie müssen sich ihren Platz erkämpfen und erarbeiten.
Diese Problematik wird zusammen mit den religiösen, geschichtlichen und politischen Hintergründen der Kurden am Beispiel einer Familie dargestellt. Die Geschichte der ezidischen Familie Güden ist in diesem Buch über vier Generationen erzählend erfasst.
An vielen Stellen liest sich diese Geschichte wie ein Kriminalroman.
Das Buch umfasst 235 Seiten mit vielen Bildern, die Herr Güden oder Mitglieder seiner Familie zum großen Teil selber aufgenommen hat.

Die Integration

Sie haben es geschafft. Sie sind in Deutschland auch innerlich angekommen. Herr Güden gibt allerdings gerne zu, dass es für ihn hier in Deutschland wesentlich schwieriger geworden wäre, wenn er nicht hilfsbereite Menschen z.B. in der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ kennengelernt hätte, namentlich die Nahostexperten Alexander Sternberg-Spoor und Prof. Dr. Dr. Gernot Wiesner. Und über diese Gesellschaft hat er wiederum Kontakt zum Innenministerium bekommen, dadurch auch zu Herrn Dr. Herbert Schnoor und seinem Mitarbeiter, dem Ministerialdirigenten Hans Engel, die u.a. beide so freundlich waren, Geleitworte zu schreiben.

Wir haben das Stilmittel des Interviews genutzt, um die Authentizität und die Abwechslung über die große Zahl der Seiten zu erhalten. Der große Teil des Buches beschreibt die Geschichten, die Osman Güden und seine Familie in Deutschland erlebt haben, authentisch, kritisch, selbstkritisch und spannend.

Die Religion und die Bräuche

Wer mehr über Eziden erfahren will, liegt mit diesem Buch völlig richtig. Ob Hochzeit, Beerdigung oder Bisk, in dem Kapitel: „Ezidische Bräuche, Rituale und Grundlagen“ wird alles beschrieben, was Eziden wichtig ist. Aber natürlich tauchen die religiösen Grundlagen auch in den Erzählungen en passant auf.

Mit diesem Werk wird eine sehr alte Kultur beschrieben, deren Ursprünge sich im Dunkel der Geschichte verliert. Über ihr Alter gibt es unterschiedliche Positionen. Herr Güden vertritt die Position der Forscher, die Ezidentum entweder eine von Zarathustra gestiftete oder beeinflusste Religion sehen. Da wären wir in der Zeit zwischen erstem zum zweiten Jahrtausend vor Christus. Aber auch eine Verbindung zum iranischen Mithraskult will er nicht ausschließen. Herr Güden erlebt sein Ezidentum wie alle Eziden jedenfalls als altehrwürdige Religion. Das Dunkel der Geschichte ist aus meiner Sicht vor allem deshalb so dicht, weil die Eziden ihre Religion und ihre Geschichte bevorzugt mündlich überlieferten.

Die Märchen

Weitere 100 Seiten sind kurdischen Märchen vorbehalten, an die sich Herr Güden aus seiner Kindheit erinnerte. Sie wurden oft erzählt, denn es gab kein Fernsehen. Diese Märchen und natürlich noch viele andere gehören unabdingbar zu der einmaligen ezidischen Kultur.

Die aktuelle Situation

Die aktuelle Situation der Eziden und der Kurden überhaupt zeigt überdeutlich, was es für sie heißt, das größte Volk der Welt ohne Nation zu sein.

Wir hoffen, dass es deutschstämmige Menschen neugierig macht, mehr über ihre deutschen Nachbarn zu erfahren, die aus Kurdistan stammen und womöglich Eziden sind. Wir hoffen, dass das Buch vor allem junge, kurdisch-stämmigen Menschen neugierig auf ihre eigene Vergangenheit und Herkunft macht.